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Lehrstuhl für Biogeografie

Prof. Dr. Carl Beierkuhnlein

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Fischer, D*; Thomas, S M; Beierkuhnlein, C: Ausbreitungsmodellierung von Sandmücken (Überträger der Leishmaniose) - eine klimatisch abgeleitete Risikoabschätzung für Mitteleuropa
Vortrag, Crossing National Borders: People, Goods, Capital, and Ideas - Panel: "Organizing Re-emerging Diseases", Leipzig: 19.09.2011 - 22.09.2011

Abstract:
Phlebotomine Sandmücken sind kompetente Überträger (Vektoren) des Leishmania-Komplexes (Erreger der Leishmaniose). Insbesondere die viszerale Leishmaniose, bei der innere Organe befallen werden, gefährdet die Gesundheit von Mensch und Tier. Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung von Sandmücken, die ihre Körpertemperatur nicht selbst regeln können und somit direkt von den umgebenden klimatischen Verhältnissen abhängig sind. In jüngster Zeit etablierten sich bereits zwei potenzielle Überträger (Phlebotomus mascittii und P. perniciosus) in Südwest-Deutschland. P. mascittii ist darüber hinaus in südlichen Regionen Österreichs nachgewiesen worden. Generell ist wenig über abweichende Habitatansprüche einzelner Sandmücken-Arten bekannt. Daher werden geographisch explizite Vorkommensdaten einzelner Sandmücken-Arten mit bioklimatischen Informationen an den jeweiligen Fundorten mittels statistischer Verfahren korreliert, um deren bevorzugte bioklimatische Nische zu bestimmen. Daraufhin wird anhand eines Ähnlichkeitsmaßes ermittelt, wie wahrscheinlich die Art auch an anderen Orten vorkommt. Somit lässt sich die potenzielle Verbreitung modellieren und - durch Integrieren von Klimaszenarien - die künftige klimatische Eignung mitteleuropäischer Gebiete projizieren. Die klimatische Eignung ist jedoch nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit der Etablierung der jeweiligen Art in der Region. Insofern werden zusätzlich mögliche Ausbrei¬tungs¬wege in einer sich zeitlich durch klimatische Faktoren verändernden Landschaft identi¬fiziert. Hierzu werden in einem Geographischen Informationssystem möglichst rea¬listische künftige Landschaften generiert, die von den Sand¬mücken durchquert werden, wobei die verschie¬denen Landschafts¬elemente mit Kosten¬faktoren versehen sind. Der errechnete Weg mit den geringsten Kosten („least-costs“) korrespondiert mit dem geringsten Aufwand der Sandmücken-Art, um sich in der Landschaft fortzubewegen zu können. Dies kann wiederum als wahrschein¬lichster Ausbreitungsweg angesehen werden. Anhand dieser Ergebnisse können Regionen identifiziert werden, die künftig klimatisch günstige Bedingungen bieten und von den Sandmücken erreicht werden können. Es wird deutlich, dass die klimatische Eignung im Verlaufe des 21.Jhd. für die ausgewählten Sandmücken-Arten in den meisten mitteleuropäischen Regionen - insbesondere in Deutschland - zunehmen wird. Die limitierte natürliche Ausbreitungs¬fähigkeit lässt jedoch darauf schließen, dass nicht alle künftig als klimatisch geeignet angesehenen Regionen auch tatsächlich erreicht werden.
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