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Department of Biogeography

Prof. Dr. Carl Beierkuhnlein

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Wesche, K; Retzer, V: Die Bedeutung von Niederschlag und Beweidung für süd-mongolische Wüstensteppen - ein Beitrag zur Diskussion um die Nicht-Gleichgewichtstheorie in Schickhoff U. & Kretschmer, M.: Hamburger Beiträge zur Physischen Geographie und Landschaftsökologie, Weideökologische Untersuchungen in der Mongolei(18), 165-181 (2008)
Abstract:
Nomadische Viehhaltung ist die flächenmäßig und ökonomisch wichtigste Form der Landnutzung in der Mongolei; daher ist nachhaltiges Management von großer ökologischer und volkswirtschaftlicher Bedeutung. Einen theoretischen Rahmen für die Beurteilung der Weidewirtschaft bietet die Nicht-Gleichgewichtstheorie (Non-Equilibrium Theory of Rangeland Science" – "NEQT") der Beweidungsökologie, die für semiaride Ökosysteme, wie sie in weiten Teilen der südlichen Mongolei zu finden sind, voraussagt, dass sich Weideviehzahlen und Vegetation nicht miteinander im Gleichgewicht befinden. Wir diskutieren hier die Ergebnisse mehrjähriger Beweidungsausschlussexperimente aus der Süd-Gobi im Lichte der NEQT. Das Untersuchungsgebiet in der Süd-Gobi ist (semi-)arid (< 130 mm Jahresniederschlag) und weist eine hohe interannuelle Niederschlagsvariabilität auf; daher sind vorwiegend NEQT-Bedingungen zu erwarten. In Übereinstimmung mit der NEQT zeigen unsere Daten signifikante Effekte der interannuellen Niederschlagsvariabilität auf die Artenvielfalt und Vegetationszusammensetzung, der Beweidungseffekt ist dagegen relativ gering. Auch findet unter Beweidungsausschluss keine gerichtete Sukzession hin zu anderen Vegetationseinheiten statt. Insgesamt ist die weidebedingte Degradationsgefahr also relativ gering. Dennoch gibt es auch Hinweise darauf, dass die NEQT differenziert betrachtet werden muss: Gezäunte Flächen zeigen nach 6 Jahren Beweidungsausschluss eine höhere Produktivität als die beweideten Kontrollen. Dies ist vermutlich ein Effekt der in den Zäunen akkumulierenden Streu, die die Oberflächenrauhigkeit erhöht, so zur Lössdeposition führt und damit die Wasserhaltekapazität und die Nährstoffversorgung verbessert. Dies zeigt, dass auch in NEQT-Systemen Beweidung die Vegetation zumindest indirekt beeinflussen kann. Die Veränderungen kommen vermutlich aber eher über längere Zeiträume zum Tragen, und sind verglichen mit den Auswirkungen der Niederschlagsvariabilität klein. Zu mittel- bis langfristigen sowie großräumigen Effekten sind dagegen bisher nur wenig Daten verfügbar; entsprechend lassen sich im Moment noch keine Empfehlungen für die Beweidungspraxis ableiten.
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